Benno Delvai
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Der schwarze Ritter
Es gibt immer wieder Situationen im Leben des heutigen Menschen, da er unvermittelt mit der Unbarmherzigkeit der Existenz konfrontiert wird. Da stehen wir zum Beispiel am Samstagnachmittag im Stau auf dem Weg zum Einkaufszentrum, das heute eine 1/2 Preis Aktion durchführt. Als uns der Stau endlich frei lässt sind es noch genau 10 Minuten bis das Zentrum schliesst. Wir erreichen mit den letzten Kräften das Parkhaus und müssen dort die düsteren Worte «Alles BESETZT» lesen. Oder wir fahren in der Eisenbahn und da erreicht uns der Anruf eines guten Freundes, der uns von der einmaligen Gewinnmöglichkeit beim Kauf der Aktie Soundso erzählt und als er uns nur noch die Kontaktadresse des zuständigen Börsenmaklers durchgeben will, verabschiedet sich der Aku unseres Handys. Und so fragen wir uns, warum geschieht dies ausgerechnet uns und war früher nicht sowieso alles besser? Nun ich kann Sie trösten geschätzter Leser auch früher hatten die Menschen Probleme, sogar Könige hatten es nicht immer leicht wie die folgende Geschichte zeigen wird.
Das Folgende ereignete sich als König Artus und die noch überlebenden Ritter der Tafelrunde von der Suche nach dem heiligen Gral erschöpft nach Camelot zurückkehrten. Mit schmerzenden Gliedern schleppte sich Artus in seine Schlafgemächer und liess sich in voller Rüstung auf sein Bett nieder krachen. Er hatte noch kaum die Augen geschlossen, da klopfte es an der Tür und Belegund, der neue Knappe, streckte schüchtern seinen Kopf ins Zimmer und sprach: «Oh edler Herrscher, ich hoffe alles hat sich zu Euer Zufriedenheit ergeben und ich würde Euch hier ja auch nicht stören, hätte sich nicht in der Zeit Eurer Abwesenheit gar Schreckliches ereignet. Während Ihr mit Euren Rittern, die heilige Tasse suchtet, aus der unser Herr Jesus, gepriesen sei er, immer seinen Cappuccino getrunken hatte, ergab es sich dass Sir Bor ‹Von der Quelle, die viel Wasser geführt hatte› sich mit einer kleinen Gruppe aufmachte, um seinem Onkel im Nordosten unseres Landes, seine Aufwartung zu machen. Sie waren noch nicht vier Tage fort, als Gwalchmai der Knappe von Sir Hektor ‹Dem ehemals Grosszügigen› zurückkehrte. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst, als er mit den letzten Kräften berichtete, was geschehen war. Sie waren guten Mutes durchs Land gezogen so berichtete er und liessen sich nicht einmal von den Rittern ‹die Ni sagen› aus der Ruhe bringen als sie unverhofft an eine Brücke gelangten, auf deren gegenüberliegenden Seite eine dunkle Gestalt stand. Als Sir Bor ‹Von der Quelle, die viel Wasser geführt hatte nun aber ausgetrocknet ist› die Brücke überqueren wollte hüstelte der dunkle Wächter der Brücke und sprach laut und deutlich: ‹Halt – keiner wird diese Brücke passieren, wenn er nicht zuvor sich mit mir im Duell gemessen und mich ehr und redlich besiegt hat. Insofern irgend einer von Euch überhaupt den Mut dazu aufbringen kann.› Daraufhin besprach sich Sir Bor ‹Von der Quelle, die viel Wasser geführt hatte nun aber ausgetrocknet ist, aber mit viel Glück in Zukunft doch wieder Wasser führen wird› mit Sir Hektor ‹Dem ehemals Grosszügigen, jetzt aber Mittellosen›. Nach intensiver Diskussion von 2,5 Sekunden, brüllte Sir Hektor ‹Der ehemals Grosszügige, jetzt aber Mittellose, der auf Pump lebt› verbittert, dies ist keine Art und Weise mit Rittern der Tafelrunde zu sprechen. Ein Ritter nach dem andern überquerte nun die Brücke und stellte sich dem Schwarzen zum Duell. Aber noch ehe der erste Schlag mit dem Breitschwert, dem Morgenstern oder der Lanze geführt werden konnte, zückte der dunkle Ritter ein Stück Pergament und hielt es den entsetzten Recken entgegen. Keiner derer die des Pergaments ansichtig wurden konnten vom schrecklichen Inhalt des Schreibens berichten, da alle sich unverzüglich in voller Rüstung, und mit einem Schrei des blanken Entsetzen, ins Wasser warfen, um darauf nie mehr wieder von einem anderen Sterblichen gesehen zu werden. So berichtete Gwalchmai der Knappe, der als einziger dem schrecklichen Schicksal zu entrinnen vermochte und mit dem Ziel Camelot zu warnen, zu Fuss den Heimweg angetreten hatte. Nach dem letzten seiner Worte brach er endgültig zusammen und verschied noch in der selben Nacht», so erzählte Belegund dem König.
Artus der «Strahlende», König von Camelot, Besitzer des Schwertes Excalibur und Verteidiger der zivilisierten Welt, sprach daraufhin: «So lasset mich am heutigen Abend ruhen. Ich aber verspreche euch, noch ehe der Hahn morgens dreimal kräht, werde ich dieser Sache auf den Grund gehen». Daraufhin verliess Belegund den König, der nur noch den Schlosskoch zu sich rufen liess und ihm von seinem urplötzlichen Verlangen nach gebratenem Hahn an einer Kräuter-Marinade informierte. Nach einem späten Frühstück um 11.30 Uhr, verliess Artus ausgeruht seine Stadt und machte sich auf die Suche nach dem schwarzen Ritter. Da er einige Erfahrung im Suchen hatte, ging es nicht lange, bis er den gut beschilderten Weg zur Brücke des Ritters fand. Als er diesen daraufhin erblickte, sprach er zu ihm die folgenden Worte: «Lasset mich sehen, was alle meine Recken in den vorzeitigen Ruhestand getrieben hat.» Daraufhin sprach der Schwarze: «So sei es» und hielt dem König des Pergament vor dessen Nase. Sofort erfasste dieser die Lage und bei sich dachte er, dass er wohl selten ein so diabolisches Schriftstück gesehen hatte. Natürlich hat es seine Mannen in den frühen Tod getrieben, handelte es sich doch um eine Rechnung für die Überquerung der Brücke, über die Summe von 30 Silberlingen (umgerechnet CHF 2.50). Er wusste natürlich, das dies für einen der freiheitsliebenden Ritter ein Schicksal schrecklicher als den Tod darstellte. Da er aber nicht nur Ritter, sondern auch der König war und somit eine Verantwortung für Land und Leute hatte, zahlte er dem dunklen Gesellen die Brückensteuer. Und so kam es, dass von nun an alle Bürger von Camelot wieder ohne Angst auf die andere Seite der Brücke gehen konnten, um dort ihr sauer verdientes Geld im königlichen Casino zu verspielen.
Wenn auch Sie treuer Leser sich als König fühlen möchten, kann ich Sie nur dazu ermuntern, wann immer eine dunkle Gestalt ihnen ein Blatt Papier mit einer Rechnung in der Höhe von [X] Schweizer Franken (inkl. MwSt) entgegenstreckt, daraufhin umgehend eine Einzahlung, der erwähnten Summe Ihrerseits auf sein Postcheque–Konto 87–472560–2 zu tätigen und sich so ein kühles Bad oder andere Unliebsamkeiten zu ersparen.
BENNO DELVAI
auch genannt Sir Benno «Der sich im Geld wälzt»